Die Klagen des Bauern

oder

Die Geschichte vom beredten Oasenmann
(„The Tale of Eloquent Peasant“)


Die Geschichte vom beredten Bauern ist in vier Handschriften aus dem Mittleren Reich überliefert.

Im folgenden soll jedoch nur auf die drei Papyri (Berlin 3023 + 3025 und
Ramesseum A = Papyrus 10499) Bezug genommen werden, die sich in der Sammlung des
Ägyptischen Museums Berlin befinden.



 
 


Papyrus Berlin 10499 = Papyrus Ramesseum A (Kolumne 1)
 

Es war (einmal) ein Mann, Chu-en-Inpu* ist sein Name. Er ist ein Oasenmann aus der Salzoase**.
*„beschützt von Anubis“          **heute: Wadi Natrun


Dann war da noch seine Frau, Meret* ist ihr Name. Da sagte dieser Oasenmann zu dieser seiner Frau: „Siehe, ich ziehe
*„die Beliebte/Geliebte“


nach Ägypten, um Lebensmittel für meine Kinder zu holen. Also geh und miß mir die Gerste ab,
 


welche (noch) im Speicher ist als Rest der Gerste von ‚gestern’.“ Dann maß sie für ihn*  6 Scheffel Gerste ab.
*wörtlich: „er für sie“ – wahrscheinlich ein Schreibfehler


Nun sagte dieser Oasenmann zu dieser seiner Frau: „Siehe, (hier sind) 2 Scheffel Gerste als Nahrung für Deine Kinder.
 


„Für mich seien gemacht diese 6 Scheffel Gerste als Brot und Bier für jeden Tag. Bedenke, ich werde davon leben.“
 


Dann zog dieser Oasenmann nach Ägypten*, (nachdem) er seine Esel beladen hatte...
*wörtlich: „Ziehen war, was dieser Oasenmann tat, nach Ägypten “ – Diese grammatikalische Konstruktion tritt im weiteren häufiger auf und wird nicht erneut kommentiert.



Papyrus Berlin 10499 = Papyrus Ramesseum A (Kolumnen 2 +3)



... mit Wein*,
* Hannig: eine Nutzpflanze (Wein)

Wolfsschakalfellen*, 
* Hannig: Wolfsschakal (Canis aureus lupaster)

Nußgras*,
* Hannig: 1. Nußgras (Cyperus rotundus); 2. eine Matte (aus Nußgras)

Laichkraut*,
* Hannig: *Potamogeton spec. oder *Poligonum spec.

Natron, 

anw-Steinen*,
* Hannig: anw – eine Steinsorte

Salz, 

tnm-Pflanzen*, 
* Hannig: tnm – eine Pflanze (aus dem Wadi Natrun)

[einem fremdländischen Holz]*,
* Handschrift hier zerstört: xt ...tjw-Holz (Holz aus einem Fremdland?)

wilde Möhren*,
* Hannig: xpr-wr – eine Pflanze (Wilde Möhre, Daucus carota)

Mandelholz* aus dem „Land der Rinder“**,
* Hannig: 1.Mandelbaum (Prunus amygdalus) oder Zypresse; 2. Mandelstock, Holzstück
** ¦A-jHw – Ta-Ihu, „Land der Rinder“, heute: Oase Farafra

sAhwt-Harz*,
* Hannig: sAhwt – 1. ein Mineral (Serpentin?); 2. ein Harz (des Wadi Natrun)

Pantherfellen, 

sAkswt*,
* Hannig: sAkswt – bisher nicht übersetzbar, Determinativ ohne Aussage



 
 


Papyrus Berlin 10499 = Papyrus Ramesseum A (Kolumnen 4+5)



mjswt-Pflanzen*,
* Hannig: mjswt – eine Pflanze (aus dem Wadi Natrun)

ausgenommenen Vögeln und Fischen, 

Ocker*,
* Hannig: snt – ein Ocker (Erzeugnis des Wadi Natrun)

wbn-Pflanzen*,
* Hannig: wbn – eine Pflanze (aus dem Wadi Natrun)

abw-Gestein*,
* Hannig: abw – ein Gestein

tbsw-Sträuchern*,
* Hannig: tbsw – ein Strauch (als Erzeugnis aus dem Wadi Natrun)

Wilder Minze*,
* Hannig: jbsA – eine Pflanze (Wilde Minze?)

gngnt-Pflanzen*,
* Hannig: gngnt – eine Pflanze (den kretischen Bohnen ähnlich; aus dem Wadi Natrun)

 jnb-Pflanzen*,
* Hannig: jnb – eine Heckenpflanze

Samen der Menuh-Pflanze*,
* Hannig: Snj-tA – 1. „Erdhaar“, Vegetation; 2. Samen einer Pflanze (prt mnwH xr.tw r=s Snj-tA – „Samen der Menuh-Pflanze, man sagt dazu Snj-tA“)

Tauben,

Anis*,
* Hannig: jnst – eine Pflanze (*Anis, Pimpinella anisum; *Salbei, Salvia spec.)

narw-Vögel*,
* Hannig: narw – ein Vogel



Papyrus Berlin 10499 = Papyrus Ramesseum A (Kolumne 6)


 (kurzum) beladen mit allen schönen Gaben der Salzoase.


Da ging dieser Oasenmann stromabwärts in Richtung Süden


bis nach Neni-Nesu*. Dann erreichte er das Gebiet von Per-Fefi**

* Herakleopolis         ** evtl. in der Nähe von Dahschur


im Norden des Medenit-Gaus*. Dort fand er einen Mann,

* 22. oberägyptisches Gau


der am Uferdamm stand. Djehutinechet* war sein Name.  Er war der Sohn eines Mannes

* „Stärke des Toth“, evtl. „Nemtinechet“ zu lesen wg. der Ähnlichkeit der Zeichen ` und s im Hieratischen


namens Iseri. Sie waren Leute des Oberhausverwalters


Rensi, Sohn des Meru*. Da sagte dieser Djehutinechet, als er erblickte

* inverse Filiation des Mittleren Reiches: Mrw sA Rnsj = „Rensi, Sohn des Meru“ bzw. „Meru’s Sohn Rensi“
 



 


Papyrus Berlin 10499 = Papyrus Ramesseum A (Kolumne 7)
 


die Esel dieses Oasenmannes, welche wünschenswert für ihn* waren. Er sagte:

* wörtlich: „für sein Herz“


„Ach, hätte ich doch irgendeinen <vortrefflichen> Plan, um zu stehlen die Habe
 


diesem Oasenmann dort.“  Nun aber war das Haus dieses Djehutinechet am Rande
 


des Weges. Eng war es, nicht breiter
 


als die Breite eines Leinenballens. Ein Weg (führte)
 


durch das Wasser, der andere (Weg) durch das Korn. Da sagte dieser Djehutinechet zu seinem Gefolgsmann: „Geh
 


und bringe mir ein Laken aus dem Haus!“  Da wurde (es) ihm sofort gebracht,
 



- kurzer Abschnitt ohne hieratische Vorlage im Berliner Museum -

... und er breitete es an der Landestelle am Rande des Weges aus, so daß sein Saum im Wasser lag, seine Webkante im Korn.
 

Wie der Oasenmann nun auf dem Weg aller Leute daherging, ...



 
 


Papyrus Berlin 3023, Fragment A, Kolumnen 1-14
 


... da sagte dieser Djehutinechet: „Paß auf, Oasenmann,


daß Du nicht auf meine Kleider trittst!“ Da sagte dieser Oasenmann:


„Ich handle nach Deinem Wunsch! Gut ist mein Weg!“


Und er ging weiter. Da sprach dieser Djehutinechet:


„Wird für Dich (etwa) mein Korn zum Weg?“ Da sprach dieser Oasenmann: „Gut


ist mein Weg! (Doch) das Steilufer ist hoch,


der Weg ist unter dem Korn, und Du stattest diesen Weg noch aus


mit Deinen Kleidern! Wirst Du uns nicht vorbeiziehen lassen


auf dem Weg?“ Da füllte sich einer der Esel


sein Maul mit einem Büschel Korn. Da sagte dieser Djehutinechet:


„Siehe, ich werde (Dir) wegnehmen Deinen Esel, Oasenmann,


der mein Korn frißt! Siehe, er wird treten (in der Scheune?), auf daß er drischt!“


Da sagte dieser Oasenmann: „Gut ist mein Weg! Der eine (Weg)



 


Papyrus Berlin 3023, Fragment A, Kolumnen 15-25
 
 


ist ungangbar gemacht, und ich schaffte es nicht, meinen Esel davon zurückzuhalten. Raubst Du ihn (mir),


weil er sein Maul gefüllt hat mit einem Büschel Korn? Außerdem


kenne ich den Herrn dieses Gaus. Es gehört dem Oberhausverwalter Rensi, Sohn des


Meru. Er ist es auch, der jedem Räuber in diesem ganzen Land entgegentritt.


Soll ich denn beraubt sein in seinem Gau?“ Da sagte dieser Djehutinechet:


„Ist dies nicht eine Redensart der Leute,

den Namen des Ehrlosen zu rühmen durch seinen Herrn? Ich bin es,


der zu Dir spricht, doch der Oberhausverwalter ist es, an den Du denkst.“


Dann nahm er (=Djehutinechet) sich eine Rute der grünen Tamariske,


und dann mißhandelte er (=Djehutinechet) jedes seiner (=des Oasenmannes) Körperglieder damit. Fortgenommen wurden (auch) seine (=des Oasenmannes) Esel;
 


sie wurden auf sein (=des Djehutinechet) Gut geführt. Da begann der Oasenmann


zu weinen, weil es so schlimm war, was man gegen ihn tat.
 



Papyrus Berlin 3023, Fragment A, Kolumnen 26-37
 


Da sagte dieser Djehutinechet: „Erhebe nicht Deine Stimme, Oasenmann!


Siehe, Du bist am Ort des Herrn der Stille!“ Da sagte dieser Oasenmann:


„Du schlägst mich, Du raubst meine Habe und jetzt nimmst Du mir noch


das Wehklagen aus meinem Mund? Herr der Stille, gib mir doch


meinen Besitz (zurück), damit ich nicht beklagen muß Deine Schrecklichkeit.“


Da verbrachte dieser Oasenmann einen Zeitraum von 10 Tagen, in denen er anflehte


diesen Djehutinechet, (doch dieser) gab nicht seine Aufmerksamkeit darauf. Dann ging


dieser Oasenmann südwärts nach Neni-Nesu, um anzuflehen den Oberhausverwalter
 


Rensi, Sohn des Meru. Er fand ihn beim Verlassen des Tores


seines Hauses, um herabzusteigen zu seinem


Dienstschiff. Da sagte dieser Oasenmann: „Ach, wäre doch zugelassen, daß ich Dich unterrichte


über eine Beschwerde. Vielleicht ...
 



 


Papyrus Berlin 3025, Fragment E, Kolumnen 38-58
 


... läßt Du zu mir kommen Deinen Vertrauensgefolgsmann und ich schicke


ihn Dir (mit einer Mitteilung) darüber (zurück).“  - Da ließ der Oberhausverwalter Rensi, Sohn des Meru,


seinen Vertrauensgefolgsmann zu ihm gehen, und


dieser Oasenmann schickte ihn (mit einer Mitteilung) über die ganze Sache (zurück).


Da klagte der Oberhausverwalter Rensi, Sohn des Meru,


diesen Djehutinechet bei den Ältesten an, die an seiner Seite waren. Da sagten sie (jedoch)


zu ihm: „Vielleicht ist es nur ein Oasenmann, welcher wegen eines anderen an seiner Seite kommt.


Siehe, das ist es, was sie (immer) gegen ihre Oasenmänner tun,


die wegen anderer gekommen sind. Siehe, das ist es (nun mal), was sie tun. Ist dies ein Grund,


diesen Djehutinechet zu bestrafen wegen eines Bißchens Natron


sowie eines Bißchens Salz? Man befehle ihm, es zu ersetzen,


und er ersetzt es." - Schweigen ist es, was


der Oberhausverwalter Rensi, Sohn des Meru, (dann) tat. Nicht antwortete er


den Ältesten darauf, und <nicht> antwortete er (auch) diesem Oasenmann.


Nun kam dieser Oasenmann, um anzuflehen den Oberhausverwalter Rensi, Sohn des


Meru, <zum ersten Mal>. Er sagt(e): „Oberhausverwalter, mein Herr, Großer der Großen,


Führer dessen, was nicht ist, und dessen, was ist. Wenn Du herabsteigst zum Teich der


Gerechtigkeit, mögest Du darauf mit günstigem Wind fahren.


Nicht möge eine Bö Dein Segel abreißen. Nicht mögen


Deine Schiffe zurückbleiben. Nicht möge kommen Unheil auf Dein ‚Holz’. Nicht


mögen Teile Deines Schiffes zerschlagen werden. Nicht mögest Du den Grund berühren.







 
 


Papyrus Berlin 3025, Fragment E, Kolumnen 59-77
 
 


Nicht möge Dich die Flut mitreißen. Nicht mögest Du spüren das Böse


des Stromes. Nicht mögest Du erblicken einen furchtsamen Gesichtsausdruck. Es mögen zu Dir kommen


die scheuen Fische und mögest Du Beute machen (in Form)


fetter Vögel. Denn Du bist der Vater der Waise,


der Ehemann der Witwe, der Bruder der Geschiedenen, der Schurz


dessen, der keine Mutter hat. Lasse zu, daß ich Deinen Namen in


diesem Land zu jedem guten Gesetz mache, (oh) Führer, frei


von Habgier, (oh) Großer, frei von Geiz,


der die Lüge zerstört, der die Gerechtigkeit entstehen läßt und der kommt


wegen der Stimme, die mein Mund erhebt. Ich spreche und Du hörst. Handele tugendhaft, (oh) Gelobter,


den die Gelobten loben. Beseitige


meine Not. Siehe, ich bin schwach deshalb. Zähle


mich und siehe, wie wenig ich bin.“   Nun aber


sagte dieser Oasenmann diese Worte zur Zeit seiner Majestät, des Königs von Ober- und Unterägypten,


(Nebkaure)|*, der Gerechtfertigte. Da ging der Oberhausverwalter

* Pharao Nebkaure-Cheti (=Nebkaure-Achtoi), 10. Dynastie, ca. 2080-2060 v.u.Z.


Rensi, Sohn des Meru, zu seiner Majestät, und er sagte: „Mein Herr,


ich habe einen dieser Oasenleute gefunden, der wahrhaft redegewandt ist.


Es ist (ihm) geraubt worden seine Habe. Siehe,


er ist gekommen, um sich darüber zu beschweren.“
 



 


Papyrus Berlin 3025, Fragment F, Zeilen 78-90
 


Da sprach seine Majestät: „Wenn Du mich sehen willst, indem ich gesund bin, dann halte ihn hier hin


und antworte nicht auf all sein Gesagtes. Damit er bleibt


beim Reden, schweige, damit uns gebracht wird <seine Rede> als Schrift und damit wir es hören.


Sorge für den Lebensunterhalt seiner Frau sowie seiner Kinder. Siehe, es kommt einer dieser


Oasenmänner (erst), bevor sein Haus ganz leer ist. Sorge ferner für den Lebensunterhalt dieses Oasenmannes


selbst. Du sollst veranlassen, daß man ihm Lebensmittel gebe, ohne ihn wissen zu lassen,


daß Du es bist, der sie ihm gibt.“  Da gab man ihm 10 Brote und 2 Krüge Bier


jeden Tag, welche der Oberhausverwalter Rensi, Sohn des Meru, gab. Er gab es seinem Freund, und dieser war es,


welcher es ihm (=dem Oasenmann) gab. Dann sandte der Oberhausverwalter Rensi,
Sohn des Meru, (eine Botschaft) an den Gutshofmeister


der Salzoase, um Speisen zu bereiten für die Ehefrau dieses Oasenmannes aus drei Scheffeln Korn jeden Tag.


Da kam nun dieser Oasenmann, um sich bei ihm zu beschweren ein zweites Mal. Er sagte:
„Mein Oberhausverwalter, mein Herr, Großer der Großen,


Reicher der Reichen, welcher ein Großer seiner Großen und eine Reicher


seiner Reichen ist. Steuerruder des Himmels,
 



 


Papyrus Berlin 3025, Fragment F, Zeilen 91-102
 


Balken der Erde, Lotschnur und Gewicht. Steuerruder, nicht komme vom Kurs ab!


Balken, nicht neige Dich! Lotschnur, nicht weiche ab!


Nimmt mein großer Herr das, was keinen Herren hat und raubt das, was allein ist? Dein Besitz ist in Deinem Haus:


1 Krug Bier sowie 3 Brote. (Doch) was ist es, was Du tust, um Deine Untergebenen zu sättigen?


Stirbt derjenige, der stirbt, bei seinen Angehörigen? Wirst Du ein Mann der Ewigkeit sein ohne Ungerechtigkeit?


Ist es nicht Sünde? Eine Waage, die schief ist? Ein Lot an der Waage, das in die Irre geht?


Ein wahrhaft aufrichtiger Mann, der verwirrt wurde? Siehe, die Gerechtigkeit, sie flieht vor Dir, sie ist verdrängt von


ihrem Platz. Die Beamten stiften Unheil, die Bewertung* der Worte ist parteiisch.

* wörtlich: „Berechnung“


Die Richter reißen an sich, was eingenommen wurde. Der ‚Verstümmler’ der Worte in ihrem wahren Sinn ist es doch,


der dadurch Unheil anrichtet. Der Luftgebende fehlt auf der Erde und hört auf,


atmen zu lassen. Der zum gerechten Teilen Berufene ist ein Betrüger. Wer die Not beseitigen soll

durch einen Befehl, bringt die Stadt zur Überschwemmung. Wer dem Unrecht wehren soll,
 



 


Papyrus Berlin 3025, Fragment F, Zeilen 103-114
 


stiftet (selbst) Unheil.“  Da sagte der Oberhausverwalter Rensi, Sohn des Meru: „Gibt es etwas so Großes bei Dir,


was sich auf Deinem Herzen befindet, so daß Dich mein Gefolgsmann abführen muß?“
Da sagte dieser Oasenmann: „Der Kornhaufenmesser


betrügt für sich. Was abgefüllt wird für einen anderen, entspricht nicht dem Raummaß seines Besitzes. Der Führer gemäß


den Gesetzen befiehlt den Raub. Wer also tritt der Schändlichkeit entgegen? Wer beseitigen soll


die ‚Schwäche‘, handelt korrupt. Wer einen anderen korrigieren soll, wird ‚gekrümmt‘.


Wer (die Sache) eines anderen verfechten soll, tut Schlechtes. Kurz ist das Widersetzen, langandauernd


ist das Unheil, bis die gute Tat (wieder) an den Platz von gestern zurückkehrt. Es ist also ein Befehl: Tue (etwas) für den Tuenden,


um zu veranlassen, daß er (weiterhin) tut*. Das bedeutet, ihn zu lobpreisen (für das), was er tut.
Das bedeutet, ihn nicht zu vertreiben**, bevor

* Sinn nicht ganz klar, vielleicht als „Belohne den Untergebenen, und er wird Dir treu dienen!“ zu verstehen???
** evtl. auch „niederzuwerfen“


er ‚schießt‘. Das bedeutet, etwas zu befehlen dem Herrn der Ordnung. Oh daß doch (Deine) Kraft zugrunde gerichtet sei,


Schaden angerichtet in Deinem Weinberg, verringert Deine Vögel, vermindert


Deine Wasservögel. Der Sehende werde blind, der Hörende taub.

Der Wegführer werde zum Verirrten.
 
 
 

- Ende der Papyrus-Vorlage -
 
 

- Und so geht es weiter ... -






Fürwahr, Gesundheit ist Dir gegeben. Zu welchem Zweck tust Du denn (etwas) dagegen? Siehe, Du bist stark und mächtig, Dein Arm ist ausgestreckt, Dein Herz ist gierig. Sei (doch) sanftmütig zu dem, der bei Dir vorbeigeht. Wie beklagenswert ist der Elende, den Du zugrunde richtest. Du gleichst einem Boten des Chenti*. Siehe, Du gehst vorüber an der Herrin der Pest**. Was nicht für Dich ist, ist nicht für sie. Was nicht gegen (sie) ist, ist (auch) nicht gegen Dich. Wenn Du es nicht tust, tut sie es (auch) nicht. Sei sanft zum Herrn der Brote, sei hart zum Übeltäter. Diebstahl kommt (doch nur) demjenigen zu, der (selbst) keine Habe hat. Doch das Stehlen des Besitzes durch einen Räuber, es ist eine üble Sache für denjenigen, der nicht Mangel leidet***. Aber Du bist (ja) satt durch Dein Brot, berauscht durch Dein Bier, Du bist reich an allem Leinen****. Das Gesicht des Steuermannes ist (zwar) nach vorn (gerichtet), (doch) kommt das Schiff vom Kurs ab, wie es ihm gefällt. Der König ist im Prunksaal, (also) ist das Steuerruder in Deiner Hand, (wenn) man Unheil in Deine Nähe gibt. Ausgedehnt sind meine Bitten, schwer lastet (schon) ein Teilstück. Was ist es, was damit ist? So sagt man, erschaffe eine Zufluchtsstätte, wo die Luft rein ist, (denn) siehe, Deine Stadt, sie ist von Krokodilen umringt. Laß Deine Zunge redlich sein, Du sollst nicht in die Irre leiten, (denn) sie (=die Zunge) ist ein ‚Wurm‘ des Mannes, ein Körperglied in ihm. Nicht sage die Unwahrheit, hüte Dich vor den Beamten*****. Es ist ein Korb, der die Richter fett macht. Die Unwahrheit zu sagen, ist ihr Kraut. Und es liegt leicht auf ihrem Herzen. Allwissender aller Leute, verkennst Du meine Lage? Beseitiger jeden Wassermangels, siehe, ich bin unter den bootlosen Wegen. Lotse aller im Wasser Treibenden, rette den Schiffbrüchigen. Rette mich aus meiner Situation bis zu Deinem Ende(?).“

* ein Unterweltsdämon        * die Göttin Sachmet         *** wörtlich: „der nicht in Leere ist“            **** evtl. auch: „Du bist reich in jeder Hinsicht.“
***** evtl. auch: „respektiere die Beamten.“

Dann kam der Oasenmann, um ihn zum dritten Mal anzuflehen, und sprach:
„Oberverwalter, mein Herr! Du bist Re, der Herr des Himmels, zusammen mit Deinem Hofstaat. Die Bedürfnisse eines jeden mögen in Dir sein wie eine Flut, (denn) Du bist Hapi*, der die Felder ergrünen läßt und die Viehweiden neu gründet. Tritt dem Raub entgegen, begrüße den Elenden, werde nicht zur Flut gegen den Bittsteller! Hüte Dich, die Ewigkeit nähert sich, wenn Du wünschst, lange zu leben. Wie man sagt: ‚Es ist Atemluft für die Nase, das Rechte zu tun.‘ Übe Bestrafung gegen ihn, der bestraft sein soll, dann wird man Dich nicht an Ordnung übertreffen. Geht denn die Handwaage in die Irre? Ist denn die Standwaage parteiisch? Und ist denn Thot** milde, daß Du Unheil anrichtest?

* der Nil(gott)         ** Gott der Gerechtigkeit, Weisheit und Schreibkunst
 
 








r pAorw  jw wHa xbA=f jtrw
... die pAorw-Fische. Der Fischer, er zerstört den Fluß.


mk=tw m mnt jrj  m awn Hwrw
Siehe, man ... Nicht betrüge den Armein


Hr jxt=f fn rx.n=k sw  TAw pw n
um seine Habe, den Schwachen, den Du kennst. Die Atemluft des


mAr jxt=f  dbb fnD=f pw nHm
Elenden ist sein Habe. Es bedeutet ein Verstopfen seiner Nase, (ihm) dies wegzunehmen.


st  rdj.n.tw=k r dDm mdwt r wDa snnw r
Du bist eingesetzt worden, um zu hören die Rede, um (schlichtend) zu trennen die Beiden (Streitenden),


xsf awA-jrr=f  mk aTp pw n jTA
um strafen den Räuber. Siehe, es ist ein Beladen (mit Waren) des Diebes,


jry=k  jw mH.tw jb jm=k jw=k
was Du tust. Man hatte Vertrauen zu Dir, (doch) Du bist es,


xprt m thw  rdj.n.tw=k r dnjt
der zum Missetäter wurde. Du bist eingesetzt worden als ein Damm


n mAr  sAw mH=f  mk.tw
für den Unglücklichen, der beschützt vor seiner Flut. Siehe, Du bist


m S=f stAw=j
ein See, der mich fortzieht.



jw.jn r=f sxtj
Da kam nun dieser Oasenmann,


pn r spr n=f sjs.nw sp  Dd=f jmj-rA pr wr nb=j
um ihn anzuflehen zum sechsten Mal. Er sagt: "Oberverwalter, mein Herr!


sjsf grg sxpr mAat sxpr
Eine Lüge zu beseitigen, schafft Wahrheit. Zu erschaffen


bw-nb-nfr sHtm bw-nb-Dw  mj jw sAw
nur das Beste vernichtet alles Böse, so wie Sättigung


Dr=f Hqr Hbsw Dr=f xAwt
fernhält den Hunger und Kleidung fernhält die Nacktheit,


mj Htp pt r-sA Da
so wie der Himmel sich beruhigt nach dem heftigen Sturm


oAj sSmm=s Hsw nb
und er wärmt jeden Frierenden,


mj xt psft wADwt  mj
so wie die Flamme kocht das Rohe, so wie
 


 


mw axm jbt  mAA
Wasser löscht den Durst. Blicke


m-Hr=k  psSw m awnw
um Dich! Der Schiedsrichter wird zum Betrüger,


shrr m jr-ahw  stwt
Wer zufriedenstellen soll, wird zum Kummer-Bereitenden. Wer Vollkommenes


m jr-mnt  jw sjAT
machen soll, wird zum Leiden-Verursachenden. Wer betrügt,


shrr=f mAat  mH nfr n hos
verkleinert die Wahrheit. Fülle gut*, so daß nicht minderbefüllt ist

* hier in Analogie zu einem Kornspeicher


n wbn mAat  jr jnj=k jmj n snnw=k
und nicht überquillt die Wahrheit. Wenn Du (etwas) erwirbst, gib (auch) an Deinen Gefährten.


wgjt Swt m aoA
(Allein) Kauen ist frei von Redlichkeit.


jw ahw=j sSm=f r jwdt
Mein Kummer führt zu Trennung,


jw sxr=j jnj.n=f rwwt
mein Verhalten bringt den Weggang.


n rx.n.tw wnnt m jb
Nicht weiß man, was im Herzen geschieht ...
 
 
 
 
 
 

- To be continued ASAP -