Das Substantiv
- Der Genus
- Der Numerus
- Der Genitiv
- Der Dativ
Das Verb
- Der Infinitiv
- Die Zeitformen (Tempera)
Das Adjektiv
Pronomen
Nach den ersten Versuchen, einzelne Zeichen zu erkennen, zu umschreiben und zu lesen, sollten Sie frühzeitig damit beginnen, Inschriften oder Texte auf ihre Zusammensetzung aus verschiedenen Wörtern und Wortarten zu analysieren. Daß das nicht so leicht ist wie in Sprachen, die über Leerstellen zwischen den Wörtern verfügen und Satzzeichen benutzen, wird der Anfänger leider schmerzlich erfahren müssen. Auch dem Fortgeschritten fällt es manchmal nicht leicht, die Wortanfänge eindeutig zu bestimmen, oder Einzelzeichen als Präposition, Konjunktion o.ä. zu interpretieren. Die ägyptische Sprache verzichtet nämlich geradezu dogmatisch auf freie Stellen in der Zeichenanordnung.
Hinweis: Wörter sind im Ägyptischen ziemlich kurz und bestehen im allgemeinen nur aus 1 - 3 Silben (selten mehr!), was aber durch eine ausführliche Schreibweise mit Komplementen (s. dort) schwer erkennbar sein kann. Zeichen eines Wortendes können die Determinative (s. dort) sein, die man jedoch erst als solche ausmachen muß. Ansonsten wird man nach einiger Übung neue Wörter zwischen bereits bekannten Begriffen relativ zügig ausfindig machen bzw. einfach ein Gefühl für die Wortbegrenzung entwickeln.
Das SubstantivSubstantive bzw. Hauptwörter sind laut Lexikon Wörter,
die Personen, Dinge oder Begriffe beschreiben. Sie sind durch ihr Geschlecht
(Genus) und ihre Zahl (Numerus) gekennzeichnet.
Ägyptische Substantive nehmen nur männliches (maskulines) oder weibliches (feminines) Geschlecht an und sind typischerweise durch folgende Endungen gekennzeichnet:
männlich: keine Endung oder '.j' oder '.y' oder '.w'
weiblich: '.t' oder '.jt' oder '.yt' oder '.wt'
Beispiele:
'nb' - "der Herr" | 'sn' - "der Bruder" |
'nb.t' - "die Herrin" | 'sn.t' - "die Schwester" |
oder 'jmAx.w/ jmAx.y' - "der Ehrwürdige"
'jmAx.wt/ jmAx.yt' - "die Ehrwürdige"
Leider ist es aber häufig der Fall, daß die entsprechenden Endungen weggelassen und somit aus dem Kontext ergänzt werden müssen.
Achtung: Nicht jedes auf '.t'
endende Wort ist weiblich, z.B. 'twt'
- "die Statue" ist maskulin.
Die ägyptische Sprache unterscheidet drei Numeri: Einzahl (Singular), Zweizahl (Dual) und Mehrzahl (Plural).
Im Ägyptischen wird die Mehrzahl (Plural) durch verschiedene Möglichkeiten ausgedrückt:
· durch dreifache Schreibung der Hieroglyphe, wobei die Anordnung wiederum dem Platzangebot unterworfen ist.
· durch Kennzeichnung der Hieroglyphe mit drei kleinen senkrechten Strichen ( oder ), selten auch Punkten, was der Dreifachnennung entspricht.
· durch Anhängen des Suffixes '.w' ( oder ).
Achtung! Nicht jedes auf 'w' endende Wort ist eine Pluralform!
Bei weiblichen Substantiven und Adjektiven wird das '.w' vor dem '.t' eingefügt, so daß die weibliche Pluralendung '.wt' lautet.
In der Umschrift symbolisiert das zusätzlich an den jeweiligen Lautwert angefügte gesetzte '.w' bzw. '.wt' die Mehrzahlform. Ist der Plural nicht eindeutig dargestellt, sondern mußte aus dem Kontext hinzugefügt werden, so setzt man in der Umschrift die Pluralendung in runde Klammern '(.w)' bzw. '(.wt)'.
· Spezialfall: Handelt es sich um eine duale Pluralform, d.h. ist vom Zweifachen eines Begriffs die Rede, so wird die Hieroglyphe doppelt dargestellt oder die folgenden Suffixe verwendet:
männliches Geschlecht: oder '.wj'
z.B. die (beiden) Arme:
oder 'a.wj'
weibliches Geschlecht: '.tj'
z.B. die Zwei Herrinnen: 'nb.tj'
Hier wird nun auch die Bedeutung der zwei kleinen schrägen Striche der Hieroglyphe deutlich.
Der GenitivIm Ägyptischen unterscheidet man zwischen dem direkten und indirekten Genitiv.
Der direkte Genitiv wird durch direkte Nebeneinanderstellung beider Substantive gebildet, während beim indirekten die Substantive durch die Partikel ('n' - männlich, Singular), ('nw' - männlich, Plural) und ('nt' - weiblich, Singular + Plural) verknüpft werden.
Bei der Übersetzung sollte man daher auf den kleinen Unterschied zwischen "Haustür" (direkt) und "Tür des Hauses" (indirekt) achten, wenn es auch nicht in allen Fällen möglich sein wird.
Beispiel:
msw-nsw | die Königskinder | |
nTrw-tA-mrj | die Götter Ägyptens | |
Hmt nt sr | die Frau des Beamten | |
nsw n kmt | der König von Ägypten |
Die Form des Dativs gibt es im Ägyptischen nicht. Hier wird das, was wir Dativ nennen würden, durch die Präposition 'n' im Sinne von "für" dargestellt. Ein Unterschied zum indirekten Genitiv läßt sich also nur aus dem Textinhalt erschließen.
Das VerbDie ägyptische Sprache unterscheidet 4 Verbklassen:
1. starke Verben
- bleibt in der Regel unverändert
- zwei- oder dreiradikalig
- in Abhängigkeit von der Verbform kann der letzte Konsonant nur einfach oder doch doppelt geschrieben werden
- drei- oder vierradikalig
- in manchen Verbformen wird der vorletzte Konsonant verdoppelt, und das auch nur bei einem Teil der Verben
Infinitiv- verhalten sich wie schwache Verben, jedoch mit einigen Besonderheiten
Die Infinitivform im Ägyptischen entspricht nicht der im Deutschen. Während man hier darunter nur die ungebeugte Grundform versteht, drückt der ägyptische Infinitiv aktive, unpersonalisierte Handlungen aus, die sich meist als Substantivierung übersetzen lassen, z.B. das Hören, das Sehen etc.
Bildung
stark: | keine besondere Endung | 'sDm' | |
geminierend: | Radikalverdopplung | 'mAA' | |
schwach: | Endung .t | 'mr.t' | |
unregelmäßig: | Endung .t (mit Ausnahmen) | '(r)dj.t' |
Das Ägyptische kennt ebenfalls Zeitformen der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, allerdings mit diversen Bedeutungsnuancen, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll.
Während der Übersetzung des Verbs muß man sich mehrere Fragen stellen:
1. Was sagt mir allein die Schreibung des Verbs?
2. Was erkenne ich aus der Umgebung des Verbs? (andere Verbformen im gleichen Satz, Präpositionen, Hilfsverben etc.)
3. Wie paßt das Verb in den Kontext? Welche Übersetzung
ist sinnvoll.
Eine Konjugation in unserem Sinne gibt es in der ägyptischen Sprache nicht. Das Erkennen des richtigen Falles und des richtigen Numerus ermöglicht dabei lediglich das Subjekt, das in Form eines Substantivs oder eines Pronomens (s. dort, sog. Suffixkonjugation) erscheinen kann.
Für die einzelnen Verbformen hat es sich eingebürgert,
das Wort 'sDm'
- "hören" als Standardverb zur Bezeichnung zu benutzen.
Gegenwart
allgemeines Präsens (sDm=f):
stark: | sDm=j - ich höre | |
geminierend: | mAA=k - du siehst
(mit Verdopplung) |
|
schwach: | mr=f - er liebt |
spezifisches Präsens (Hr sDm):
Es sagt aus, daß etwas gerade geschieht, und wird durch die Kombination 'Hr' + Infinitiv gebildet.
Hr
sDm - (gerade) beim Hören
Vergangenheit (sDm.n=f)
Die Vergangenheitsform ist durch das Suffix '.n' gekennzeichnet,
an das das entsprechende Pronomen angehängt werden kann.
stark: | sDm.n=f - er hörte | |
geminierend: | mA.n=f - er sah
(ohne Verdopplung) |
|
schwach: | mr.n=f - er liebte |
Zukunft
Die futuristische Verbform, die bei Wünschen, Bitten
und Erwartungen verwendet wird, unterscheidet sich bei den starken und
schwachen Verben nicht vom Präsens (sDm=f).
Bei den geminierenden Verben zeigt sich i. Ggs. zur Gegenwartsform keine
Verdopplung des letzten Radikals, bei einigen unregelmäßigen
Verben kann ein '.t' an die Wortwurzel
angehängt sein.
stark: | sDm=f - möge er hören | |
geminierend: | mA=f - möge
er sehen
(ohne Verdopplung) |
|
schwach: | mr=f - möge er lieben | |
unregelmäßig: | jw.t=f - möge
er kommen
(von 'jw') |
|
jn.t=f - möge
er bringen
(von 'jn') |
Das Adjektiv bezeichnet die Eigenschaften eines Substantivs näher. In der ägyptischen Sprache stehen die Adjektive hinter dem entsprechenden Substantiv und stimmen mit ihm in Zahl und Geschlecht überein. Häufig müssen die Endungen des Plurals oder des weiblichen Geschlechts aus dem Textzusammenhang ergänzt werden.
Beispiel:
nTr-nfr | der gute Gott | |
Hm.t-nfr.t | die schöne Ehefrau | |
Hb.w-nfr.w | die schönen Feste |
Bei den Pronomen haben sich die alten Ägypter richtig ins Zeug gelegt. Man unterscheidet drei verschiedene Typen.
Die Suffixpronomen ermöglichen die sog. Suffixkonjugation der Verben, d.h. die Zuordnung der Person. Sie werden an Verben oder Präpositionen angehängt und können als Subjekt, als Objekt oder als besitzanzeigendes Pronomen (Possessivpronomen) auftreten. In der Umschrift werden sie mit dem Gleichheitszeichen '=' kenntlich gemacht.
Beispiel:
sDm=j | ich höre | |
sDm=k | du hörst | |
sDm=f | er hört | |
sDm=j n=f | ich sage zu ihm |
Übersicht 1
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Abhängige Pronomen (Dependenzpronomen) werden in erster Linie als Objekt des Verbs verwendet; das Verb bezieht sich also auf das Pronomen (nicht umgekehrt!)
Übersicht 2
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Unabhängige Pronomen (Independenzpronomen) stehen
meist am Satzanfang, um denjenigen, um den es in dem Satz geht, näher
zu bestimmen oder anzukündigen. Besonders häufig findet man das
Pronomen 'jnk', das im Satz als "Ich, ich tat..." oder "Ich war es, der..."
zu verstehen ist.
Übersicht 3
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