Schrötlingsfehler
Fehler in Ronden oder Rohlingen, wie die Schrötlinge auch genannt
werden, können bereits bei der Fertigung der Stanzbleche (=Zain) ihre
Ursache haben (s. Rohlinge).
Bei den 1Pf- bis 10Pf-Stücken werden bekanntlich Eisenbleche
beidseits mit einer etwa 0.1mm dünnen Kupfer- bzw. Messing-Schicht
walzplattiert. Dabei kann es dazu kommen, daß die Plattierung nicht
die gesamte Eisenoberfläche bedeckt oder aufgrund der geringen Dicke
einreißt. Wird in diesem Bereich des Zains ein Rohling ausgestanzt,
so manifestiert sich der Fehler an der späteren Münze.
|
|
|
einseitiges, gerades Zainende der Plattierung |
einseitiges, gerades Zainende der Plattierung |
einseitiges, gerades Zainende der Plattierung |
|
|
einseitiges gerades Zainende der Plattierung |
fehlende Messingplattierung der Rückseite (vermutlich Manipulation) |
Weitere Möglichkeiten für Produktionsfehler des Rohlings
ergeben sich bei den Münzen aus Magnimat (2DM + 5DM). Magnimat ist
ein Dreischichtwerkstoff; ein Nickelkern (magnetisch) wird beidseits mit
einer Kupfer-Nickel-Legierung (unmagnetisch) plattiert. Kommt es nun zum
Fehlen einer dieser Lagen, so wird das Zainblech und später die Münze
zu dünn und zu leicht.
|
|
zu dünn und zu leicht (3g) |
zu dünn und zu leicht (3.8g) |
|
|
zu dünn und zu leicht (6g) |
zu dünn zu leicht (5.5g) |
Ebenfalls kommen bei den "Weißmünzen", also den Münzen aus einer Kupfer-Nickel-Legierung (50Pf bis 5DM) Abnormitäten im magnetischen Verhalten vor. Diese entstehen durch einen schwankenden Gehalt an Nickel, dem neben Eisen und Kobalt einzigen Metall mit ferromagnetischen Eigenschaften, das in der Münzenherstellung Verwendung findet. Raritäten sind daher magnetische 50Pf-, 1DM- und 2DM-Planck-Münzen (schon auf Adenauer-/Heuss-Rohlingen geprägt) sowie unmagnetische 2DM-Münzen ab 1969 (noch auf Max-Planck-Rohlingen geprägt) und unmagnetische 5DM-Münzen ab 1975.
Das einzige und wohl meistgesuchte Exemplar dieser Kategorie, das
nicht zu den Cu-Ni-Münzen gehört, dürfte jedoch das 2Pf-Stück
1969J sein, das nicht vom Magneten beeinflußt wird.
|
|
|
auf Max-Planck-Schrötling (unmagnetisch*) |
auf Max-Planck-Schrötling (unmagnetisch*) |
unmagnetisch* |
Die nächste Station, bei der Fehler im Produktionsvorgang
auftreten können, ist das Ausstanzen der Rohlinge.
Diese Kategorie ist die Domäne der "Zainenden". Als Zainende
bezeichnet man Münzen mit fehlendem Randmaterial. Man unterscheidet
zwei Varianten:
1. Gerade Zainenden - Sie entstehen, wenn der Rohling zu nah am
Rand des Zainbleches (siehe ganz unten auf dieser Seite) ausgestanzt wird.
Sehr selten.
2. Runde Zainenden - Die häufigere Variante. Dazu kommt es,
wenn die Ronde zu nah am zuvor ausgestanzenten Schrötling ausgeschnitten
wird.
Bei den 1DM-, 2DM- und 5DM-Stücken erfolgt nun die Randprägung. Neben den absoluten Raritäten ohne diese Randschrift (z.B. 5DM 1951G, 1959 DJ, 1963J, 1964DFGJ, 1965DFGJ, 1966FG usw.) kommt es hier sehr häufig zu Prägeschwächen, die sich in fast vollständigem Fehlen der Randprägung oder lediglich einer Verstümmelung der Buchstaben äußern können.
|
|
Randschrift kaum erkennbar |
Randschrift kaum erkennbar |
Mit der Prägung des Randes sind die Möglichkeiten der fehlerhaften Schrötlingsproduktion erschöpft. Im Rahmen der Prägung des Münzbildes folgt nun die Kategorie der Stempel- und Prägefehler...
Aber natürlich läßt sich noch eine interessante Rubrik
ergänzen. Nachdem hier nun mehr oder weniger die Maschinen für
die Fehler verantwortlich zeichneten, liegt in dieser Sparte die Verantwortlichkeit
allein beim Menschen.
Ich meine die Vertauschung von Rohlingen verschiedener Nominale,
Münzsorten oder gar Nationalitäten. Häufigste Ursache dafür
ist das "Einsortieren" danebengefallener Rohlinge in die falschen Aufbewahrungsbehälter
oder Einfülltrichter.
Bekannte Beispiele dafür sind Prägungen von 2Pf-Stücken
auf 1Pf-Rohlingen oder von 10Pf-Stücken auf 5Pf-Ronden sowie die bereits
oben erwähnten neuen 2DM-Stücke auf dem alten Max-Planck-Rohling.
|
2Pf 1970F vz-bfr
|
Zu den absoluten Raritäten hierbei gehören jedoch ohne
Frage die 5DM-Silberkursmünzen, die auf Rohlingen für 5DM-Gedenkmünzen
geprägt wurden (oder umgekehrt). Beispiele hierfür sind die 5DM-Kursmünzen
von 1957J (Eichendorff), 1969G (Fontane), 1970F (Beethoven) oder 1974F
(25J. Grundgesetz) sowie die 5DM-Gedenkmünze Merkator mit der Randschrift
EINIGKEIT UND RECHT UND FREIHEIT.
Zu den größten Kuriositäten bzw. Raritäten dürften jedoch Münzen zählen, die auf Rohlingen fremder Nationen geprägt wurden:
10Pf 1974 ? vz+
dezentrierte Prägung (35%) auf
artfremdem Rohling
(Durchmesser 19mm, Dicke 1,5mm, unmagnetisch)
In diese Kategorie gehören wohl auch die berühmt-berüchtigten 2Pf-Stücke 1968J (unmagn.) und 1966G (magn)., die möglicherweise auch auf Verwechslung mit ausländischen Rohlingen zurückzuführen sind. Es ist jeweils nur ein Exemplar bekannt.