Schrötlingsfehler

Fehler in Ronden oder Rohlingen, wie die Schrötlinge auch genannt werden, können bereits bei der Fertigung der Stanzbleche (=Zain) ihre Ursache haben (s. Rohlinge).
Bei den 1Pf- bis 10Pf-Stücken werden bekanntlich Eisenbleche beidseits mit einer etwa 0.1mm dünnen Kupfer- bzw. Messing-Schicht walzplattiert. Dabei kann es dazu kommen, daß die Plattierung nicht die gesamte Eisenoberfläche bedeckt oder aufgrund der geringen Dicke einreißt. Wird in diesem Bereich des Zains ein Rohling ausgestanzt, so manifestiert sich der Fehler an der späteren Münze.
 
1Pf 1977F ss
einseitiges, gerades Zainende der Plattierung
2Pf 1979G ss 
einseitiges, gerades
Zainende der Plattierung
5Pf 1991J ss 
einseitiges, gerades
Zainende der Plattierung
10Pf 1995J ss-vz
einseitiges gerades
Zainende der Plattierung
10Pf 1950J s-ss 
fehlende Messingplattierung 
der Rückseite
(vermutlich Manipulation)

Weitere Möglichkeiten für Produktionsfehler des Rohlings ergeben sich bei den Münzen aus Magnimat (2DM + 5DM). Magnimat ist ein Dreischichtwerkstoff; ein Nickelkern (magnetisch) wird beidseits mit einer Kupfer-Nickel-Legierung (unmagnetisch) plattiert. Kommt es nun zum Fehlen einer dieser Lagen, so wird das Zainblech und später die Münze zu dünn und zu leicht.
 
2DM Adenauer 1969 G ss
zu dünn und zu leicht (3g)
2DM Heuss 1973 G vz-bfr
zu dünn und zu leicht (3.8g)
5DM 1981D ss+
zu dünn und zu leicht (6g)
5DM 1983 J s-ss
zu dünn zu leicht (5.5g)

Ebenfalls kommen bei den "Weißmünzen", also den Münzen aus einer Kupfer-Nickel-Legierung (50Pf bis 5DM) Abnormitäten im magnetischen Verhalten vor. Diese entstehen durch einen schwankenden Gehalt an Nickel, dem neben Eisen und Kobalt einzigen Metall mit ferromagnetischen Eigenschaften, das in der Münzenherstellung Verwendung findet. Raritäten sind daher magnetische 50Pf-, 1DM- und 2DM-Planck-Münzen (schon auf Adenauer-/Heuss-Rohlingen geprägt) sowie unmagnetische 2DM-Münzen ab 1969 (noch auf Max-Planck-Rohlingen geprägt) und unmagnetische 5DM-Münzen ab 1975.

Das einzige und wohl meistgesuchte Exemplar dieser Kategorie, das nicht zu den Cu-Ni-Münzen gehört, dürfte jedoch das 2Pf-Stück 1969J sein, das nicht vom Magneten beeinflußt wird.
 
2DM Adenauer 1969F ss
auf Max-Planck-Schrötling
(unmagnetisch*)
2DM Heuss 1972F  ss-vz
auf Max-Planck-Schrötling
(unmagnetisch*)
5DM 1975D vz
unmagnetisch*

* Das müssen Sie jetzt einfach glauben!


Die nächste Station, bei der Fehler im Produktionsvorgang auftreten können, ist das Ausstanzen der Rohlinge.
Diese Kategorie ist die Domäne der "Zainenden". Als Zainende bezeichnet man Münzen mit fehlendem Randmaterial. Man unterscheidet zwei Varianten:
1. Gerade Zainenden - Sie entstehen, wenn der Rohling zu nah am Rand des Zainbleches (siehe ganz unten auf dieser Seite) ausgestanzt wird. Sehr selten.
2. Runde Zainenden - Die häufigere Variante. Dazu kommt es, wenn die Ronde zu nah am zuvor ausgestanzenten Schrötling ausgeschnitten wird.
 

<klick> für Detail
1Pf 1969J ss
doppeltes Zainende
 1Pf 1985J vz-
deutliches Zainende
 10Pf Rohling
riesiges, gerades Zainende
offiziell entwertet
50Pf 1977G vz 
kleines Zainende
50Pf 1981 F ss
kleines Zainende
1DM 1975 D vz-bfr
großes Zainende
5DM 1972 G vz
größeres Zainende
5DM Albert Schweitzer 1975
großes Zainende
5DM Denkmalschutz 1975
deutliches Zainende
5DM Balthasar Neumann 1978
deutliches Zainende
10DM Olympia 
"Spirale Deutschland"
deutliches Zainende

Bei den 1DM-, 2DM- und 5DM-Stücken erfolgt nun die Randprägung. Neben den absoluten Raritäten ohne diese Randschrift (z.B. 5DM 1951G, 1959 DJ, 1963J, 1964DFGJ, 1965DFGJ, 1966FG usw.) kommt es hier sehr häufig zu Prägeschwächen, die sich in fast vollständigem Fehlen der Randprägung oder lediglich einer Verstümmelung der Buchstaben äußern können.
2DM Adenauer 1978 G ss-vz
Randschrift kaum erkennbar
2DM Heuss 1975 G vz
Randschrift kaum erkennbar

Mit der Prägung des Randes sind die Möglichkeiten der fehlerhaften Schrötlingsproduktion erschöpft. Im Rahmen der Prägung des Münzbildes folgt nun die Kategorie der Stempel- und Prägefehler...

Aber natürlich läßt sich noch eine interessante Rubrik ergänzen. Nachdem hier nun mehr oder weniger die Maschinen für die Fehler verantwortlich zeichneten, liegt in dieser Sparte die Verantwortlichkeit allein beim Menschen.
Ich meine die Vertauschung von Rohlingen verschiedener Nominale, Münzsorten oder gar Nationalitäten. Häufigste Ursache dafür ist das "Einsortieren" danebengefallener Rohlinge in die falschen Aufbewahrungsbehälter oder Einfülltrichter.
Bekannte Beispiele dafür sind Prägungen von 2Pf-Stücken auf 1Pf-Rohlingen oder von 10Pf-Stücken auf 5Pf-Ronden sowie die bereits oben erwähnten neuen 2DM-Stücke auf dem alten Max-Planck-Rohling.
 

2Pf 1970F vz-bfr
auf 1Pf-Rohling geprägt

Zu den absoluten Raritäten hierbei gehören jedoch ohne Frage die 5DM-Silberkursmünzen, die auf Rohlingen für 5DM-Gedenkmünzen geprägt wurden (oder umgekehrt). Beispiele hierfür sind die 5DM-Kursmünzen von 1957J (Eichendorff), 1969G (Fontane), 1970F (Beethoven) oder 1974F (25J. Grundgesetz) sowie die 5DM-Gedenkmünze Merkator mit der Randschrift EINIGKEIT UND RECHT UND FREIHEIT.
 
 

Zu den größten Kuriositäten bzw. Raritäten dürften jedoch Münzen zählen, die auf Rohlingen fremder Nationen geprägt wurden:

10Pf 1974 ? vz+
dezentrierte Prägung (35%) auf
artfremdem Rohling
(Durchmesser 19mm, Dicke 1,5mm, unmagnetisch)



In diese Kategorie gehören wohl auch die berühmt-berüchtigten 2Pf-Stücke 1968J (unmagn.) und 1966G (magn).,  die möglicherweise auch auf Verwechslung mit ausländischen Rohlingen zurückzuführen sind. Es ist jeweils nur ein Exemplar bekannt.