Pap. Golenischeff

Der Papyrus Golenischeff wurde vom russischen Ägyptologen Wladimir Golenischeff in Ägypten erworben und gelangte durch dessen Schenkung 1911 in den Besitz des “Museums der Schönen Künste” Moskau, in dem dieser auch heute noch unter der Inventarnummer 4657 aufbewahrt wird.

Der Papyrus besteht nur noch aus mehreren kleineren Fragmenten, die den Schluß nahelegen, daß der Papyrus ursprünglich aus mindestens vier Kolumnen zu je 16 Zeilen bestanden haben muß.

Die neuhieratische Schrift ist relativ sauber ausgeführt, in schwarzer und roter Tinte geschrieben und mit roten Verspunkten gegliedert. Paläographisch muß der Papyrus dem Anfang der 19. Dynastie zugeordnet werden. Der in klassischem Mittelägyptisch verfaßte Papyrus enthält eine Passage der Sinuhe-Erzählung, parallel zu pBerlin 10499 (Zeilen R1-R47) und zu pBerlin 3022 (Zeilen B56-B66).

Publikation:
Ricardo A. CAMINOS: “Literary Fragments in the Hieratic Script”, Oxford: 1956, 51- 52, Taf. 24- 25

 

Kolumne 1
Quelle:
R.A.Caminos - Fragments, Oxford 1956, Tafel 24
Fragment 1: B.A. Turaev, Rasskaz egiptyanina Sinukheta, Moskau 1915, Frontispiz

Kolumne 1

jrj-p[a.t  HA.tj-a xtm.w-bjtj smr-] watj ° sAb aD-mr  spA.wt ° jtj [a.w.s.]
Der Prinzregent [und Reichsgraf,° der Siegelbewahrer des Königs von Unterägypten, der] einzige [Freund (des Königs)],° der Richter und Landrat ° der Gaubezirke des Fürsten [- L.H.G. -] °

m  tA.w  [%tj.w ° rx-nsw ] mAa mry=f ° Sms.w  %A-nh.t Dd=f °  jnk  Sm[s.w]
in den Ländern [der Asiaten,° der] wahre [Bekannte des Königs,] geliebt von ihm,° der Gefolgsmann Sinuhe, er sagt:° “Ich bin ein Gefolgsmann,

Sms  [nb=f bAk  n nstj-nsw ° jrj.t]-pa.t  wr.t  Hs.wt ° (Hm.t-nsw)| (%-n-Wsr.t)| mAa[-xrw °]
der folgt [seinem Herrn,° ein Diener des Amtssitzes des Königs °] und der Regentin, der großen Geschätzten,° (der königlichen Gemahlin)| des (Senwosret)| -gerechtfertigt-°

m  $nm[.t-s.wt ° sA.t-nsw (Jmn-m-HA.t)| ° m OA-nfr] Nfrw ° Nb.t-jmAx ° rnp.t-Hsb 30 ° Abd  3 Ax.t  sw 7 ° ao
im Chenem[et-Sut,° der Königstochter des (Amenemhat)|° im Ka-neferu,] Neferu,° die Versorgte.” ° Regierungsjahr 30,° Monat 2 der Überschwemmungszeit, Tag 7:° Es tritt ein

nTr  r [Ax.t=f ° nsw-bjtj  (%Htp-jb-Ra)| mAa-xrw] ° sHrj=f r  p.t Xnm(.w) m  Jtn ° Haw-nTr
der Gott zu
[seinem Horizont,° der König von Ober- und Unterägypten (Sehetepibre)| -gerechtfertigt-,]° er steigt auf zum Himmel und vereinigt sich mit der Sonnenscheibe.° Der Gottesleib

[Abx.w m  jrr sw ° jw  Xnw m  sgr ° jb.w m  gm]w ° rw.tj-wr.tj
[gesellt sich zu dem, der ihn schuf.° Die Residenz ist im Schweigen,° die Herzen sind erstarrt.°] Das große Doppeltor

[xtm.w ° Sny.t m  tp-Hr-mAs.t ° pa.t m  jmw ° jsT  r]=f sbj.n  Hm=f  a.w.s ° mSa
[ist verschlossen,° der Hofstaat ist in Trauer ("Kopf auf den Knien")° und die Menschen klagen.° Nun aber] hatte entsandt seine Majestät - L.H.G. -° [zahlreiche] Truppen

[aSA r  tA  *mHw °  sA=f sms.w  m Hrj  jrj ° nTr  nfr (%-n-Wsr.t)| mAa-]xrw ° tj sw Hm
[ins Libyerland,° seinen ältesten Sohn als Anführer, ° den "Guten Gott" (Senwosret)| -gerecht]fertigt-.° Nun aber

[jy=f  jnj.n=f] sor(.w)-anx  [n *Hnw ° mn]mn.t [nb.t  nn  Dr.w=s ° s]mr.w [n.w stp-]
[kehrte er zurück und brachte mit] Kriegsgefangene [aus Libyen ° und alle Her]den, [daß es kein Ende hatte.°] Die Höflinge [des Palastes]

sA -a.w.s.-° hAb=sn r  gs jmn[.tj ° r  rdj.t rx ] sA-nsw sSm[.w  xpr.w] m  aXnw.tj [° gmj.n]
- L.H.G. - ° entsandten (eine Mitteilung) zur westlichen Seite[,° um zu unterrichten] den Königssohn über die Situation, [die sich ereignet hatte] im Kabinett.[° Es fanden]

sw wpw.tj.w Hr wA.t ° pH[.n=sn sw r  tr] n  xAwj °[sp  s]jn.n=f rs-sj ° bjk
ihn die Boten auf dem Weg,° als [sie ihn erreichten zur Zeit] des Abends.° Nie eilte er mehr (als jetzt).° Der "Falke"

aXj=f  Hna Sms.w[=f ° nn rdj.t  rx] st mSa=f ° jsT  hAb.w r  ms.w-nsw ° wn.w
flog fort mit [seinem] Gefolge[,° ließ es jedoch nicht wissen] seine Truppe.° Nun wurde (auch eine Nachricht) entsandt zu den Königskindern,° die

[m-]xt[=f] m mSa  pn ° [njs.n.tw n  wa] jm ° jsT  wj  aHa.kwj ° sDm.n=j xrw=f  jw=f  mdw=f ° jw=j m  arw
hinter ihm in dieser Truppe waren ° [und man rief zu einem (von ihnen)] dort. Nun stand ich da ° und hörte seine Stimme, als er gerade beim Reden war,° während ich in der Nähe

wAj ° psx jb=j [sS  a.wj=j °] sdA  xr.w  m a.t=j  nb.t ° nft.n(=j)  wj  m nftft
war. ° Mein Herz war verwirrt, [meine Arme (vor Schreck) ausgestreckt,°] Zittern befiel jedes meiner Glieder.° Ich machte mich rasch davon,

[r H]Hj n=j  s.t-dgj.t [° rdj.t=j  wj] jmj.tw bA.tj ° r  jso wA.t   Sm.w=sn °  jrj.t=j
um mir ein Versteck zu suchen, [° und setzte mich] zwischen zwei Büsche,° um mich abzutrennen vom Weg und den darauf Laufenden.° (Dann) machte ich mich

[Sm.t] m  xntjj.t [n  kAj=j ] spr  r Xnw pn ° {n}  xmt.n=j xpr  H[Aay.t °] ...
nach Süden auf. [Ich gedachte nicht,] zur dieser Residenz zu gelangen,° da ich vermutete, es gäbe eine Re[volte,° ] ...

Kolumne 2
Quelle:
R.A.Caminos - Fragments, Oxford 1956, Tafel 25
Fragment 1: B.A. Turaev, Rasskaz egiptyanina Sinukheta, Moskau 1915, Frontispiz

Kolumne 2

Dann sagte er zu mir: "Wie wird jenes Land existieren ohne ihn,
 

nTr pn mnx [°] nmj.n=j  {r} MAa.tj [m-hAw Nh.t ° smA.n=j m  jw-(%nfr]w)|° wrS.n=j
diesen vortrefflichen 'Gott'.° Ich durchquerte den Maati-Kanal [in der Nähe von Nehet ° und kam auf der "Insel des Snofru" an,]° und ich verbrachte den Tag

jm m  aD  n sx.t ° HD.n=j [wn] hrw [° xpj.n]=j s  aHa[.w  m rA-wA.t ° trj.n=f  wj] snD.n=j
dort am Rande eines Feldes.° Ich brach auf, als es wieder Tag war,° [da traf] ich einen Mann, welcher stand [am Rande des Weges.° Er grüßte mich,] während ich Angst hatte

n=f ° xpr.n  tr  n msy.t ° sAH.n=j  r dmj  n [gA.w °  DAj.n=j m  ws]x.t  nn 
vor ihm.° Als es Abend wurde,° erreichte ich Demi-en-[Gau ° und ich setzte dort über in einem Ka]hn, der kein

[Hmw=s] ° [s.wt  n jmn.tj ° swA.n=j  Hr] jAb.tjw jkw ° m  Hry.t nb.t +w-dSr °
Ruder hatte,° (allein) durch [einen Windstoß des Westwindes.° Ich passierte im] Osten den Steinbruch ° ganz oberhalb von Dju-Descher,°

[rdj.t=j wA.t n  rd.wj=j m  xdj ° dmj.n=j ] Jnb.w-jt=j ° jr.y(w) r  xsf %tj.w °
und machte mich auf den Weg zu Fuß in Richtung Norden.° Ich traf auf Inebu-It-i (“die Mauern meines Vaters”), die errichtet wurden, um die Asiaten abzuwehren °

[r ptpt Nmj.w-Saj ° Ssp.n=j ] ksw=j n  bA.t ° m [snD mAA wj wrSy.w]
[und um die Sandbeduinen niederzutreten.° Ich suchte] Deckung in einem Gebüsch ° - aus Angst, [daß mich sehen könnten die Wächter]

[tp-jnb  jmj.t hrw=f ° jr.t=j ] Sm.t  tr  n xA[wj ° HD.n tA pH.n=j Ptn]
[die auf der Mauer ihren Tagesdienst leisteten.° Ich brach ] auf zur Abendzeit.[° Als es hell wurde, erreichte ich Peten]

[xnj.kwj r  jw  n Km-wr ° xr  n ] jb.t ...
[und ließ mich auf einer Insel von Kem-Wer nieder.° Ich fiel wegen] des Durstes, ...

Kolumne 3+4
Quelle:
R.A.Caminos - Fragments, Oxford 1956, Tafel 25

Kolumne 3

 

[aHa jb p]w  m A.t  [sAsA °] annw [pw  n rdj.n=f  sA=f wmt  jb  pw  mAA=f aSA.wt]
[Er ist standhaft] im Augenblick des [Stürmens.°] Er ist einer, [der sich (dem Feind) zuwendet; nicht wendet er seinen Rücken (zur Flucht). Er ist tapfer, wenn er die Menge (an Feinden) sieht;]

[n rdj.n=f  Hmsj.w] HA jb=f °  sxm-jb  pw  hA{b}[=f Abwtj.w °  rS=f pw hAj.t=f  r PD.tjw °]
[nicht läßt er ruhen] sein Herz.° Er ist kühn, wenn er [überfällt die (feindliche) Sippe.° Er hat seine Freude daran, wenn er gegen die Bogenvölker zieht.°]

[TA]A=f  jkm=f tjtj=f ° n wH[m.n=f-a Xdb=f ° nn  wn  rwj aHAw=f ]
Wenn er seinen Schild faßt, tritt er (den Feind) nieder.° Nicht muß er zum zweiten Mal [(zuschlagen), daß er tötet.° Es gibt keinen, der seinen Pfeilen entweichen,]

[nn  jtH pD.t=f ° bh]A  PD.tjw  Xr  HA.t=f ° [mj bAw  n.w Wrr.t °] aHA=f
[und keinen, der seinen Bogen spannen kann.°] Die Bogenvölker fliehen vor ihm ° [wie vor der Wut der Uräus-Schlange.°] Wenn er kämpft,

[xmt.n=f pHwj ° n  sAw.n=f n  spy.t ° nb  jmA.t pw aA bnrj.t ° jTj].n=f m mrw.t[=f] ...
[sieht er das Ende voraus.° Nicht hält er sich zurück, (es gibt) kein Überbleibsel.° Er ist ein Herr der Freundlichkeit und groß ist (seine) Beliebtheit.° Er erobert] mit seiner Liebe, ...

Von Kolumne 4 sind lediglich die ersten zwei Zeichen der letzten Zeile erhalten!

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